2004 wird Margit Denz vom Direktor des Fliesenmuseums in Lissabon eingeladen, die Ausstellung INTIM zu präsentieren.
…Margit Denz wirft somit zeitgenössische Probleme der künstlerischen Produktion auf: die Kreuzung der verschiedenen Ausdrucksweisen, der Keramik mit der Skulptur und der Installation mit einem einzigen stark betonten Ziel. Die Keramik als Disziplin erweitert ihren Rahmen und erforscht Fähigkeiten die Einbildungskraft zu registrieren, Volumen zu bilden und echte Räume bühnenbildnerisch zu gestalten, auch indem sie die Funktionen der Gegenstände und die historischen Konventionen der Disziplin selbst auf den Kopf stellt.
Somit ist diese anthologische Ausstellung von Margit Denz eine willkommene Bereicherung. Sie stellt eine internationale und andere Perspektive der Keramik dar, einer Kunst, die in Portugal sehr verwurzelt ist, aber hier in so geringem Ausmaß Gegenstand von Erwägungen ist, die über die reine technische Geschicklichkeit hinausgehen und sie als begriff und künstlerischer Ausdruck hinterfragen.
Es wird der österreichischen Botschaft in Lissabon und Margit Denz für die gute Zusammenarbeit zur Verwirklichung dieser Ausstellung gedankt sowie der Stiftung bcp, Mäzen des Museu National do Azulejos in Lissabon.
Paulo Henriques
Direktor Museu Nacional do Azulejo
Hauptthema der Arbeit von Margit Denz ist der menschliche Körper als erotisches und mächtiges sexuelles Wesen, Ausdruck des Begehrens und der Funktionalisierung dieses Begehrens als symbolische Urform und Produkt sozialen Austausches.
Wir finden dieses Wesen mit prosaischem Realismus in Stücken männlicher und weiblicher Unterwäsche, einer Zusammenstellung, die Eros & Psyche genannt wird, einem wesentlichen Doppelnamen, der auf die ostentative Wollust von Eros gegenüber der gehüteten Idealisierung von Psyche verweist…
…durch die direkte Modellierung der Kleidung in Steinzeug entstehen Bilder von großem Realismus, die die malerische Behandlung der Flächen noch verstärkt…
Paulo Henriques
Direktor Museu Nacional do Azulejo
…bei Demeter beinhalten die Anspielungen auf den weiblichen Körper soziale Strategien des Konsums, die des Essens und des Geschlechts. Zweckdienliche eigenartige Ess- und Tee Geschirre – Teller, Schalen, Platten, Tassen und Teekannen – bilden das Service für ein vornehmes Bankett. Der Tisch wird mit Obstschalen, aufwändigen Vasen und Skulpturen dekoriert und die direkt modellierten Brustknospen und Nabel können sowohl als Verköstigungsspeisen als auch als feine Zierde – mit einer simulierten und ironischen dekorativen Eleganz – betrachtet werden…
…die mythenbeschreibende Darstellung der Vulva führt zu funktionellen Gegenständen wie Dosen und dekorative Vasen und erreicht ihren Höhepunkt mit der außerordentlich praktischen „Berufung“ des Essgeschirres; deren Benutzung, als Essbehälter und Dekorationsgegenstände, wird nunmehr in Stätten für die Präsentation und den Verzehr von den potenziell sinnlichsten anatomischen Details, bzw. der schmackhaftesten des weiblichen Körpers, verwandelt…
Paulo Henriques
Direktor Museu Nacional do Azulejo
…anders ist die Gabe der Aphrodite, den leidenschaftlichen Affekten der Frau entsprechend, an einer Wand mit hunderten von Herzen, die aus derselben Gussform entstehen und systematisch angewandt werden, jedes davon mit einem Wort versehen, um die vorhersehbaren Reden, der Leidenschaft und der Liebe zu bilden.
Das weibliche Wesen – gezeigt in Verführungsspielen, in der Urfruchtbarkeit, im Verzehren des eigenen Körpers oder in seinem natürlichen Territorium, das der Liebe – bildet das fast exklusive Thema der Arbeit von Margit Denz, bei Verwendung von ausgezeichneten Keramikkenntnissen. Die Keramik gilt als Hauptübertragungsmittel des künstlerischen Ausdruckes, sowohl durch die Skulptur und die Installation wie auch durch die Ausnützung der traditionellen Konventionen und der technischen Verfahren, die dieser Disziplin eigen sind.
…sogar die Ansammlung der Herzen macht Techniken der mechanischen und kalten Gestaltung von identischen Gussformgegenständen industrieller Matrize, die sich emphatisch und rhetorisch wiederholen, rentabel. Abgesehen von der rigorosen technischen Einbildungskraft bei der Darstellung der Gegenstände stellt Margit Denz Raum Situationen dar: Episoden mit Männern und Frauen, nur mit Fragmenten des Körpers beschrieben und mit Unterwäsche bedeckt; die Bankett Tafel, zu der der Zuschauer nur durch Spalten, als Voyeur, Zugang hat; die Wand mit zahlreichen geometrisch aufgereihten Herzen, die mannigfaltige Beziehungsarten, die eine Einzige sein sollen, darstellt, auch wenn auf unendliche Gegenstände verteilt…
Paulo Henriques
Direktor Museu Nacional do Azulejo
Von der Spannung des Begehrens in einer weiblichen Perspektive, die den männlichen Körper als Lustgegenstand wahrnimmt, lädt uns Margit Denz auf einen Streifzug in die Symbolik der Bilder und der Gegenstände, die durch Baubo, die Vulva als ältestes Zeichen, schematisch als Mandel dargestellt ist, als mandelförmiger Nimbus, in Skulpturen und Schalen, Dosen sanfter oder aggressiver Lust, Ursprung des menschlichen oder mythologisch kosmischen Lebens, ein. Darüber hinaus verwendet Margit Denz andere Figuren der sexuellen und rhetorisch sentimentalen physischen Welt der Frau: Busen, Nabel, isolierte Brustknospen und Herzen…
…die mythenbeschreibende Darstellung der Vulva führt zu funktionellen Gegenständen wie Dosen und dekorative Vasen und erreicht ihren Höhepunkt mit der außerordentlich praktischen „Berufung“ des Essgeschirres; deren Benutzung, als Essbehälter und Dekorationsgegenstände, wird nunmehr in Stätten für die Präsentation und den Verzehr von den potenziell sinnlichsten anatomischen Details, bzw. der schmackhaftesten des weiblichen Körpers, verwandelt…
Paulo Henriques
Direktor Museu Nacional do Azulejo
Zur Ausstellung im Museu Nacional do Azulejo entsteht ein Buch, welches inklusive der Rede des Museumsdirektors, Paulo Henriques in die portugiesische Sprache übersetzt wird.
Der aus Dornbirn stammende Grafikdesigner und Illustrator Kurt Dornig wird beauftragt und gestaltet einen außergewöhnlichen Katalog. Den Deckel ziert ein Porzellan-Brust-Knöspchen, eingehüllt von einer in Vorarlberg erzeugten Spitze mit BH-Verschluss. Für die professionellen Objektbilder ist der Fotograf Günter König verantwortlich, die schwarz/weiß Fotografien stammt von der Fotografin Conny Hefel und die Gedichte sind aus der Feder der Schriftstellerin Daniela Egger in Bregenz.